Island – das Land aus Feuer und Wasser – inzwischen ist es jedem ein Begriff. Die Fußball-EM hat dieses wirklich sagenhafte Land und seine Menschen, vor allem die Fußballer, sozusagen in alle Herzen geschossen.
Dass ganz Island nicht mehr als 323 000 Einwohner zählt, ist nun allbekannt. Dabei ist die Insel im Nordatlantik größer als die Schweiz mit acht Millionen Einwohnern. Sie ist auch größer und schöner als Bayern mit 12 Millionen.
Das macht einen Quotienten von Einwohnern zu Fußball-Erfolgserlebnis, der weltweit einmalig ist. Aber das Land und seine Menschen haben noch viel mehr zu bieten, die sagenhafte Landschaft, die Geysire, Felsen, Wasserfälle. Auch die unwirtlichen Gegenden, wo die Bauern das karge Land bestellen.
Wer Island begreifen will, muss seinen zahlreichen Dichtern lauschen, was sie über ihre Heimat geschrieben haben.
Aber was die Einwohnerzahl angeht, hat Island die Welt getäuscht, so stand zu lesen. Wer sich mit Island auskennt, weiß, dass das Eiland in Wahrheit von einem zahlenmäßig nicht näher erfassten „Huldefólk“ besetzt ist. In jeder Höhle, in jedem Grasdachhaus lauert es. Es flattert in Menschengestalt umher und greift scheinbar, wie man mutmaßt, auch in Fußballspiele ein. Gemeint sind die Elfen, die zu Island gehören wie das Nordlicht und die Geysire.
Außerdem singen sie. Es ist sogar eine CD mit Elfenmusik erschienen: Álfadans“ (www.islandamusic.com). Es sind Gesänge wie der Wind oben auf dem 1 700 Meter hohen eisbedeckten Arnafell oder auf dem Vulkan Katla. Elfengesang ist vielleicht der tiefste Ausdruck einer Volksseele, s0 wird berichtet. Denn dieses Volk hat sich ganz dem Gesang verschrieben, diese Passion ist größer als der Fußball!
Da gibt es einen Spielfilm „Cold Fever“, in dem es einen Japaner nach Island verschlägt. Da wird kaum ein Wort gesprochen. Die Isländer singen andauernd, der arme Japaner läuft gegen fröhliche Chöre an, die keine Auskunft geben.
Diese Hingabe muss mit der Natur zusammen hängen, die übermächtig über dem Alltag thront. Es gibt 100 000 Quadratkilometer Inselfläche, und fast überall blubbert, grummelt, dampft oder bebt es. Lavafelder, Moosflächen, Gletscher, Wasserfälle und Millionen Schafe im Wollmangel prägen das Gesicht des Landesinneren. Das erscheint den Touristen romantisch und fast etwas außerirdisch. Nur die können wieder gehen, sie brauchen nicht im Winter und bei den Wetterunbilden dort ausharren.
Hier fand Jules Verne das Einstiegsloch für seinen Roman „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“, nämlich im Krater des Vulkans Snaefellsjökull auf einer westlichen Halbinsel.
Der bekannteste Schriftsteller Islands, Halldor Laxness, schreibt „Wenn die Welt in den Augen unserer Kinder nicht mehr voller Wunder ist, dann ist nicht mehr viel übrig“. Aber da können ja die Elfen eingreifen.
Für mich persönlich ist Island aus Kinderzeiten ein Begriff durch die unsterblichen Geschichten von Nonni und Manni, den Kindheitserinnerungen eines anderen großen Isländers, nämlich Jón Sveinsson.
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