Wer wie die Verfasserin ein totaler Tolkien-Fan ist, wird diesen Artikel sicher mit Vergnügen lesen. Da muss man nach Neuseeland gehen (sowieso sehr interessant, vor allem landschaftlich!), denn hier sind alle verrückt nach den Fabelwesen der Tolkien-Verfilmungen. Nach den „Herr der Ringe“ und den drei „Hobbit“ Verfilmungen gehören Gandalf und Frodo zu den berühmtesten „Kiwis“, wie die Neuseeländer oft genannt werden.
Reisen zu den Drehorten sind landesweit die touristischen Highlights. Ein neuseeländischer Reiseführer wurde über eine halbe Million mal verkauft, obwohl das Land lediglich viereinhalb Millionen Einwohner hat. Die nationale Fluggesellschaft Air New Zealand hat sogar einen ihrer Flieger mit Figuren aus Peter Jacksons Filmen verziert und begrüßt die Passagiere mit Sicherheitsvideos, in dem die Bewohner von Mittelerde die Hauptrolle spielen.
Der Flughafen von Wellington empfängt die Reisenden in großen Lettern „in der Mitte von Mittelerde“. Eine riesige Gollumfigur schwebt dort in der Wartehalle an der Decke. Es gibt Touren hinter die Kulissen, das ist zur beliebtesten Sehenswürdigkeit geworden. Das Parlamentsgebäude schaut sich keiner mehr an.
Die eigentliche Heimat liegt zwei Autostunden südlich von Auckland, bei dem Städtchen Matamata. Dort, in Hobbiton führten Bilbo, Frodo und ihre Freunde ein beschauliches Leben, vornehmlich mit Essen und Trinken und Rauchen von Pfeifenkraut. Die winzigen Erdwohnungen mit bunten kreisrunden Eingangstüren wird jeder, der die Filme kennt, in Erinnerung haben. Solange, bis das Böse auch in ihre Idylle eindrang und die Hobbits helfen mussten, die Welt zu retten.
Die moderne Geschichte von Hobbiton beginnt 1999. Damals landete ein Hubschrauber auf dem Grundstück der Farmerfamilie Alexander, die eine Schafzucht haben. Dem Helikopter entstiegen der Regisseur und seine Location Scouts, die hier ihren perfekten Drehort gefunden hatten. Doch Jackson musste warten: Die Familie schaute sich nämlich nämlich erst ein Spiel der „All Blacks“, der neuseeländischen Rugbynationalmannschaft im Fernsehen an. Danach erst konnten Regisseur und Farmer zusammen kommen.
Es musste zwar noch etliches verändert werden, die Behausungen der Hobbits mussten gebaut werden, kurz alles, was typisch neuseeländisch war, konnte so nicht bleiben. Zumal sich Tolkien beim Schreiben von seiner Heimat England inspirieren ließ. Beispielsweise die Eiche, die auf Bilbos Haus wächst, musste an anderer Stelle gefällt werden und hier wieder eingesetzt werden. Da aber Bäume ohne Wurzeln keine Blätter haben, wurden diese aus Plastik in Taiwan! produziert und an die Äste geklebt.
Nach Ende der Dreharbeiten wurden die Schauplätze des Films wieder in ihren Originalzustand versetzt. Eigentlich sollte auch Hobbiton wieder verschwinden, als ein heftiger Regen die Arbeiten unterbrach. Den Alexanders kam das gerade passend, denn sie hatten inzwischen das touristische Potenzial des Filmsets erkannt und versuchten, die Filmleute zu überreden, Hobbiton so zu lassen, wie man es vom Film her kennt. Die Produzenten waren erst nicht begeistert, haben aber dann dem Drängen der Bauern nachgegeben.
Inzwischen hat sich Hobbiton zu einem Pilgerort für Tolkien-Fans aus der ganzen Welt entwickelt. Und wer genau hinhört und die Ohren spitzt, der hört, wenn er unter dem Partybaum am Rand des Dorfes steht, ganz leise, wie die kleinen haarigen Männer ihre Trinklieder singen!
Anreise: ww.airnewzealand.de, www.newzealand.com, Tolkien-Tourismus: www.hobbitours.com, www,wetanz.com
Foto: Dieter Schütz / pixelio.de