Man ist ja geneigt, diese wundervolle Getränk, „das Wasser des Lebens“, wie der Schotte sagt, eben den Schotten zuzuordnen. Aber sowohl Schotten als auch Nordiren beanspruchen für sich, den edlen Brand erfunden zu haben, wie man ja schon immer gehört und gelesen hat.
In Schottland gibt es heute über 100 Destillerien. Gleich hinter dem Öl aus der Nordsee ist der Whisky das wichtigste Handelsgut. Führungen werden überall angeboten. Nicht versäumen sollte man, wenn man mit dem Auto in diesem rauen, schönen Land unterwegs ist, den „Malt-Whisky-Trail“ zu befahren, der führt zu sieben Brennereien. (Ich konnte mich selbst davon überzeugen, wie interessant das ist. Zwar nicht auf dem Trail, aber doch bei einigen Besichtigungen.) In Edinburgh gibt es auf der Royal Mail das weltberühmte „Whisky-Museum“, ein absolutes Muss für Schottland-Besucher.
Aber am urwüchsigsten erlebt man die Whisky-Kultur bei den Einheimischen. Ist der Pub noch so abgelegen, beim Whisky ist die Auswahl groß. Mindestens 30 Sorten sind da keine Seltenheit. Der Grundsatz eines echten Schotten ist, dass er es nicht und nirgendwo ohne Whisky aushalten kann (oder will).
Es gibt verschiedene Whisky-Sorten: Single-Malt-Whisky gilt als besonders hochwertig, entsprechend ist er auch teurer. Dann der Grain-Whisky, der aus Gerste, Weizen oder Roggen gebrannt wird. Meist dient er auch als Basis in der Herstellung von Blended-Whiskys, bei denen verschiedene Whiskys kombiniert werden.
Die Herstellung ist langwierig, aufwändig und entsprechend teuer – zumindest, was den Urvater des Whiskys, eben den Single Malt, angeht. Dieser muss mindestens drei Jahre lang im Eichenfass lagern, um diesen Namen zu tragen. Der schottische Whisky wird aus gemälzter, über Torffeuer getrockneter Gerste, Quellwasser und Hefe destilliert. Das Herstellungsprinzip ist wie beim Bier, so wird erklärt: Das gemahlene Gerstenmalz wird gemaischt, dabei löst sich der Zucker, durch Zusatz wird von Reinzuchthefe wird Alkohol daraus. Dann kommt der sog. Raubrand, dabei wird das vergorene Gemisch in großen Kupferkesseln erhitzt, der Alkohol verdampft schneller als das Wasser und kondensiert.
Es gibt einen Vor- und einen Nachlauf, aber einzig der aromareiche Mittellauf gelangt ins Barrique, also in die Holzfässer. (Weinkenner kennen diesen Ausdruck auch!). Dort reift der Whisky 10, 18 oder auch 25 Jahre. Das Holz verleihe ihm zusätzliche Aromen und die typische Farbe, je länger, desto dunkler, so erklären es die wirklichen Experten. Nach der Fassreife wird lediglich noch auf die gewünschte Trinkstärke verdünnt und abgefüllt.
Da kommen die irischen Nachbarn aber und stehen auf dem Standpunkt, bei ihnen hätte man den Whiskey erfunden. Darum schreiben sie auch zu besseren Unterscheidung eben mit „e“ am Schluss. Auch hier gibt es viele Informationen und einen „Ireland Whiskey-Trail“. Die Karte dazu kann man kostenlos im Internet runterladen.
Tatsächlich gibt es die Legende, dass an der Nordküste Nordirlands Mönche, die Parfüm herstellen wollten, aus Versehen sozusagen den Gerstenbrand entdeckt haben. Es gibt dort eine Brennerei, die als eine der ältesten der Welt gilt, von 1608. Der Unterschied, so wird dort gezeigt, auf irische Art wird nicht zweimal, sondern dreimal gebrannt. Dazu schmeckt der irische Whiskey sanfter als der schottische, da nicht über Torffeuer, sondern im geschlossenen Kohleofen gedarrt wird.
Angeblich, so sagt die Fachliteratur, soll es ein Zusammenspiel von 800 Substanzen im Whisky oder „e“ geben, darunter viele Aromastoffe. Doch, wo der Whisky oder „e“ nun wirklich erfunden erfunden wurde, wird ein ewiges Streitobjekt zwischen Iren und Schotten bleiben. Da gibt es ein Zitat (von einem Schotten), das ich kürzlich gelesen habe: „Der Whisky wirft mehr Fragen auf, als man von ihm trinken kann!“
Da kann man eigentlich nur sagen:“Slàinte!“ (Was mir als Schottlandfan von Herzen kommt!)
Foto: Kellermeister / pixelio.de